Über diese Website

Die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Oftmals erscheint ein Sachverhalt in einem ganz anderen Licht, sobald man sich das nötige Hintergrundwissen angeeignet hat. Nun gibt es Themen, zu denen besagtes Hintergrundwissen nicht so ohne weiteres zugänglich ist. Im Internet stößt man schnell an Grenzen, sobald es um Detailfragen geht – aber gerade diese Details können bisweilen entscheidend für das richtige Verständnis der Sachlage sein. Es wäre also erfordert, sich Fachliteratur zu besorgen, oder sich die Bruchstücke im Netz zusammenzusuchen, was oft zeitaufwändig ist und nicht selten zu einer echten Sisyphusarbeit ausartet. Man hat jedoch nicht immer die Zeit, sich intensiv mit der betreffenden Materie auseinanderzusetzen, und manchmal gebricht es auch einfach am Interesse: Man will korrekt informiert sein, ohne dafür Recherchearbeiten betreiben zu müssen.

Nun gibt es wahrlich genügend politische Blogs im Internet. Deshalb will ich mich auf solche Themen beschränken – das Augenmerk liegt dabei auf dem Mittleren Osten – zu denen trotz ihrer Aktualität keine ausreichenden Hintergrundinformationen vorliegen, bzw. diese nicht zusammengetragen sind, bzw. Fachliteratur benötigt wird, die nicht ganz einfach aufzutreiben ist.

Beginnen will ich mit einem Dossier über die Anfänge des syrischen Bürgerkriegs. Da das Hauptaugenmerk sowohl der westlichen als auch der arabischen Presse zum fraglichen Zeitpunkt auf die Proteste in Tunesien und Ägypten gerichtet ist, finden die Aufstände in Syrien erst dann Beachtung, wenn die Situation bereits am Eskalieren ist. Wie es jedoch zu alledem kam, ist dementsprechend schwer nachzuvollziehen. Um etwas mehr Licht in die Sache zu bringen, habe ich die täglichen Berichte syrischer, arabischer und westlicher Medien von Anfang Februar 2011 bis Ende April 2011 miteinander verglichen. Man kommt nicht umhin, zu bemerken, dass sich die syrischen (libanesischen, iranischen und russischen) Berichte signifikant von den westlichen (und denen von arabischen Medien wie Al Jazeera) unterscheiden. “Nun gut”, wird da manch einer sagen, “die erstgenannten Länder liegen ja alle auf der Achse des Bösen und machen halt Propaganda.” Freilich betreiben Syrien und seine Verbündeten Propaganda – aber der Westen und die Golfstaaten eben auch. Die Diskrepanzen in der Berichterstattung sind bisweilen derart groß, dass man nur am Datum erkennen kann, dass überhaupt über denselben Vorfall berichtet wird. Zwei Punkte springen ins Auge: Der große Unterschied im Detailreichtum der Berichterstattung, sowie die Art der Zeugen. Während die westliche Presse sich auf “anonyme Augenzeugen/Aktivisten” stützt, die bei Reuters oder Al Jazeera anrufen, zitiert SANA (syrische Nachrichtenagentur) entweder offizielle Stellen oder gibt den vollen Namen der Zeugen an. So traurig die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und den syrischen Sicherheitskräften auch sind – so muten die Berichterstattungen in westlichen Zeitungen/Al Jazeera seltsam monoton an: Die Demonstranten sind unbewaffnet und friedlich – und dann kommen die Schergen des Regimes und feuern wahllos in die Menge. Die syrischen Medien hingegen erzählen stets eine komplexe Geschichte, in der genau beschrieben wird, wie es zu dem Polizeieinsatz kam. Falls sie also die Unwahrheit sagen, so muss man zumindest ihren Einfallsreichtum bewundern. In den westlichen Medien wird von Anfang an der Eindruck vermittelt, dass die syrische Regierung lüge, während die anonymen Anrufer die Wahrheit sagen. “Warum eigentlich?”, könnte man sich da fragen. Warum wird davon ausgegangen, dass jedes Wort aus Baschar al-Assads Mund gelogen ist? Ich wage zu behaupten, dass vor dem Arabischen Frühling der Name “Baschar al-Assad” längst nicht jedem Deutschen ein Begriff war.

Um ein Land zu verstehen, muss man seine Geschichte kennen. Für Syrien – und den Mittleren Osten ganz allgemein – trifft das in besonderem Maße zu.

Anmerkung zur Benutzung der Kommentarfunktion/Forum:

Seid bitte nett zueinander. Kommentare, die rassistisches/rechtsradikales Gedankengut enthalten, werden nicht veröffentlicht. Auch wäre es schön, wenn der Kommentar zum Thema – also Syrien – Bezug nimmt. Ich freue mich über kritische Meinungen, aber es sollte nicht allzu „verschwörungstheoretisch“ werden.

6 Kommentare zu „Über diese Website

  1. Ich bin heute durch Zufall auf diese Website gestoßen, und ich muss sagen eine wirklich tolle Arbeit. Es ist in der heutigen Zeit eine Seltenheit objektive Artikel zu lesen, die auch gut recherchiert sind. Auch mich hat die einseitige Berichterstattung schon seit Jahren genervt und habe begonnen mich intensiver mit der Nahostpolitik auseinanderzusetzen. Deshalb weiß ich, wie viel Zeit und Mühe dahinter steckt, zwischen Propaganda, Verschwörungstheorien die ‚wahren‘ Hintergründe herauszufiltern, auf Details zu achten und diesen nachzugehen. Und das ist sehr gut gelungen. Es freut mich, dass es diese Website gibt und hoffe, dass sie möglichst viele Menschen erreicht. Ich werde sie jedenfalls allen Interessierten weiter empfehlen.

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